„Staade Zeit“

Weihnachtszeit – Zeit, innezuhalten und das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen, das mit Höhen und Tiefen wie im Fluge verging. Weihnachtszeit – Zeit, um nach vorn zu schauen, neue Ziele zu formulieren – um sie zuversichtlich zu realisieren. Zeit, für die besten Wünsche: „einer frohen und gesunden Advents- und Weihnachtszeit“

Höhepunkt im Vereinsjahr

Auch in diesem Jahr musste die Winterfeier coronabedingt leider erneut – wie schon im letzten Jahr, abgesagt werden. Dabei werden die Weihnachtsfeiern seit 1924 im Protokollbuch immer wieder sehr ausführlich beschrieben. Es kristallisiert sich aus diesen Berichten heraus, dass es sich hierbei um eine sehr lange und liebgewonnene Tradition handelt, die bereits 1899 eingeführt wurde. Die Weihnachtsfeiern zogen auch immer ein sehr großes Publikum an und waren über die Ortsgrenzen hinaus bekannt. Der Beliebtheitsgrad war sehr hoch und nicht selten wurden sie sogar im Januar des nächsten Jahres wiederholt. Bis heute hat sich die Weihnachtsfeier als ein Höhepunkt im Vereinsjahr gehalten. Zwar hat sich der Name in „Winterfeier“ geändert, doch die Elemente sind immer noch erkennbar.

Der erste Teil des Konzertes gehört stets der Jugend – wie hier bei der Winterfeier 2017: Unter der Leitung von Johannes Hammer entführten die MusicKids die Zuhörer in die zauberhafte Welt des Films und Musicals. Mit einem eindrucksvollen Auftakt brachten die jungen Musikerinnen und Musiker das pompöse Stück „Conquest of Paradise“ zu Gehör und luden dabei das Publikum auf eine spannende Seereise ein.

Die Weihnachtsfeiern – Forum für traditionelle und neue Kunstformen

Die Weihnachtsfeiern waren scheinbar unpolitische Feste, die der Musikverein in Mössingen abhielt und standen sehr stark in der Tradition dörflicher Festkultur. Die Erwartungen der Festbesucher, einer Feier beizuwohnen, deren Ablauf und die damit verbundenen Aufführungen sich im Wesentlichen an traditionelle Muster anlehnte, musste dabei auf jeden Fall erfüllt werden. Erst dieser Beweis die überlieferten Formen zu beherrschen – und dies gelang dem Musikverein, berechtigten auch dazu, andere, neue Elemente ins Programm aufzunehmen.

Siegertitel der Hitparade (Winterfeier 2016) „Zirkus Renz“ mit Solist Helmut Buckenmaier. Die Aula des Quenstedt Gymnasiums hatte sich in ein Zirkuszelt verwandelt. Eine Leinwand verbarg die Musiker. Im „Manegenzauber“ von Manfred Gätjens erlebte das Publikum musikalische Gegensätze. Helmut Buckenmaier kündigte als Zirkusdirektor die jeweiligen Nummern an. Es gab knallende Peitschenhiebe, Tanzakrobaten, dröhnende Elefanten, Raubtiergebrüll, Seil- und Rollschuhtänzer, Clowns und Jongleure. Verschiedene Instrumente interpretierten dies. Die visuellen Bilder auf der Leinwand untermalten eindrucksvoll diese musikalischen artistischen Darbietungen. Ein musikalischer Spaß, der dem Hauptorchester des Musikvereins höchste Konzentration und Präzision abforderte.

Die Weihnachts- oder Winterfeier wurde in der Regel vereinsintern ausgerichtet, sehr oft beteiligten sich aber auch andere Vereine daran, um das Festprogramm attraktiver zu gestalten. Das reichhaltige Programm beschränkte sich nicht allein auf musikalische Aufführungen, es wurden auch Theaterstücke, die Bildungscharakter hatten und Gesangsdarbietungen aufgeführt. Nicht wegzudenken war die Lotterie. Die sich bis heute erhalten hat und zur Hitparade wandelte.

Die Sorgen des Alltags vergessen

In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg wurde immer wieder der Wunsch nach Einigkeit, Einheit und Sicherheit unter den aktiven Musikern laut und nach vielen gemeinsamen Gesprächen und Diskussionen gelang schließlich zum Ende der 1920er Jahre was ganz Besonderes, das seinesgleichen sucht! Die Vereinigung von Blech- und Streichmusik. Und wie es so schön im Protokollbuch von 1929 steht, wurde damit „der Grundstein für eine neutrale, jeder politischen Strömung fernstehende Kapelle gelegt“. Nur das eine Ziel sollte verfolgt werden: „Der Öffentlichkeit musikalische Genüsse zu bieten“.

Mit dem „Florentiner Marsch“ von Julius Fucik eröffnete das Hauptorchester des Musikvereins unter der musikalischen Leitung von Simon Löffelmann die Winterfeier 2018. Der „Florentiner Marsch“ ist ein Idealmodel für Fucíks besondere Marschkunst. Dieser Marsch klingt nach Sonnenschein, der sich auch auf der schönen Steinlachtäler Tracht widerspiegelt. Genauso strahlend setzten auch die Trompete und die Piccoloflöte ein und entsprechend antwortete das Orchester. Danach folgten beschwingte Marschrhythmen mit einem ruhigen, fast poetischen Mittelteil. Eine Besonderheit sei hier noch zu erwähnen, denn es spielten gleich zwei Piccoloflöten – wie im Original besetzt. Das hört man selten in unserer Region und ist etwas Außergewöhnliches.

Und – genau wie damals, so gilt es noch immer: Keiner der Aktiven wollte und will auf die Musik verzichten. Diese war und ist sehr wichtig, denn Musik hat nach wie vor, eine ganz besondere Wirkung. Von ihr geht eine unsichtbare Kraft aus, die es vermag – wenn auch nur für kurze Zeit, die Sorgen des Alltags zu vergessen. Musik fördert zudem den sozialen Zusammenhalt und vermag es, Rituale mit einer spirituellen Bedeutung aufzuladen.

„Ehre, wem Ehre gebührt“

Zahlreiche langjährige und verdiente aktive und fördernde Mitglieder werden normalerweise in dem feierlich-familiären Rahmen der Winterfeier ausgezeichnet. Wie in jedem Verein ist das einzelne Mitglied der wichtigste Teil des Ganzen.

Viele Anlässe können wir uns ohne Musik gar nicht vorstellen. Musik vermag die Menschen in ihrem innersten zu Berühren. „Musik ließ mein Herz höherschlagen!“ Mit diesen Worten hatte vor drei Jahren Alfred Steinmaier seine Erzählung, anlässlich seiner Ehrung für 70-jährige fördernde Mitgliedschaft am 07.12.2018, begonnen.

Dank den fördernden Mitgliedern ohne deren Unterstützung eine solche großartige Arbeit gar nicht möglich wäre. Neben den aktiven Mitgliedern sind es vor allem auch die fördernden Mitglieder, die unseren Musikverein unterstützen. Sei es durch tatkräftiges Anpacken bei Altpapiersammlungen, an unserem diesjährigen Kirchen- und Platzkonzert oder bei allen anderen, zahlreichen sich bietenden Gelegenheiten oder auch durch Mitgliedsbeiträge. Auch ihnen gebührt ein sehr großer Dank, weil sie damit einen Großteil dazu beitragen, dass sich unser Verein stets weiterentwickeln und entfalten kann.