Vereinschronik – 1961-1969
Trennung vom Handharmonika-Club
Die Weihnachtsfeiern, die sowohl am 23. als auch am 30. Dezember 1961 aufgeführt wurden, waren gut besucht. Auch der Handharmonikaklub unterstützte diese Weihnachtsfeiern mit einigen Musikstücken.
Kurze Zeit darauf – in einer denkwürdigen Sitzung am 26.10.1962 kam es jedoch – rückwirkend zum 17. September, zur Trennung und der Handharmonika-Club ging von da an eigene Wege.
Der Handharmonika-Club wie auch das Steinlachquartett, das sich zeitgleich trennte, wurde vom Musikverein zunehmend als wirtschaftlichen Konkurrenten angesehen.
Den Ausschlag hierzu gab sicherlich der Antrag des Harmonika-Clubs zur Überholung sämtlicher Instrumente im Juni 1962. Mit den Finanzen stand es immer noch nicht zum Besten und ausschließlich mit Naturalien lassen sich nun mal die notwendigen Investitionen nicht finanzieren.
So wären erneute Schulden nicht zu verhindern gewesen. Die Trennung war also unumgänglich.
Die zwei Jahre zuvor neuangeschaffte Bassorgel verblieb allerdings auch nach der Trennung im Besitz des Musikvereins und konnte vom Club käuflich erworben werden.
6. Steinlach-Musikertreffen in Mössingen
Das 6. Steinlachmusikertreffen fand dann im August 1962 in Mössingen statt. Es sollte ein großes Ereignis werden.
Man höre und staune…
Zum ersten Mal werden im September 1962 zur Nachfeier des Steinlachmusikertreffens die Frauen der Musiker mit eingeladen. Ein gewaltiger Fortschritt und so dauerte es gar nicht mehr lange bis auch die ersten Mädchen eine Instrumentenausbildung genießen durften und im Hauptorchester Frauen zugelassen wurden.
Die ersten Musikerinnen
Musikerinnen an allen Blasinstrumenten von der Piccoloflöte bis zur Tuba, als Dirigentin oder gar im Vorstand, all dies gibt es heute, doch dies war nicht immer so. Es herrschte nämlich die einstimmige Meinung, dass die Mädchen spätestens mit der Heirat den Verein verlassen würden. Zudem existierte in den Köpfen der Männer immer noch die traditionelle Geschlechterrolle. Das änderte sich aber in Mössingen nach diesem besagten Steinlachmusikertreffen:
Nachdem zur Nachfeier des Steinlachmusikertreffens erstmalig Frauen eingeladen wurden, dauerte es auch gar nicht mehr lange bis die ersten Mädchen den Wunsch äußerten selbst ein Instrument erlernen zu wollen. 1965 war es dann so weit. Zwei Töchter aktiver Musiker wollten in der Musikkapelle mitwirken. Hierfür mussten erstmals allerdings beim Musikschneider zwei neue B-Klarinetten angeschafft werden.
Auch wird bei den Anwesenden der Mitgliederversammlung am 10. Februar 1967 zum ersten Mal in den Reihen der aktiven Musiker Klara Müller erwähnt.
Schöne Tonkultur und ausgezeichneter Klang
1964 in Beuren bei Nürtingen wurde die Musikkapelle Mössingen schließlich mit der höchsten Punktzahl (1. Rang mit 116 Punkten) bewertet. Der Wertungsrichter schrieb hierbei ins Protokoll, dass der Dirigent eine sehr gute Auffassungsgabe hatte und sich auch in der Leitung sehr umsichtig zeigte, denn das vorgelegte Selbstwahlstück „Kleine Blasorchestersuite von Eugen Fülling“ war schwieriger als es schien, und erforderte ein differenziertes Musizieren. So wurde der erste Satz sauber und wirkungsvoll gespielt. Allerdings war das Tempo zu langsam. Der zweite Satz bewies eine schöne Tonkultur und einen ausgezeichneten Klang im Zusammenspiel. Der finale Schluss war im Tempo zwar gut angelegt, aber vom Vortrag in den Mittelthemen der schwächste. Hier wurde das Fehlen der Querflöte am deutlichsten. (Leider war der Flötist durch lange Krankheit ausgefallen).
Das Pflichtstück war ein Stundenchor – „Tänzerische Spielmusik von H. Haase-Altendorf. Dieser schwere Stundenchor war tempomäßig durch den Dirigenten erfasst und sicher geführt. Das schloss aber nicht aus, dass Mängel hörbar waren. Die Fanfaren waren beispielsweise nicht rein geblasen und wurden durch das Schlagzeug im Takt 3 zu wenig unterstützt. Der Stundenchor war allerdings, so schrieben die Wertungsrichter, schwierig zu gestalten. Das vorliegende Notenmaterial enthielt sehr viele Fehler, so dass von der vorgesehenen einen Stunde 20 Minuten dafür verwendet, werden mussten, die Fehler zu beseitigen. Punktzugaben waren daher erforderlich, um keinen zu benachteiligen.
Die Musikkapelle Mössingen hatte nur einen Punkt weniger erzielt als die Stadtkapelle Neuffen und die Musikgesellschaft Großhöchstetten aus der Schweiz.
Die erfolgreiche Musikkapelle Mössingen mit ihrem Dirigenten Wilhelm Schöffel im Jahr 1965

in der hinteren Reihe v. l. n. r.:
Eugen Sauer, Rainer Haug; Martin Müller, Heinz Engelhard, Theodor Schneider, Paul Sulz, Klaus-Udo Strey.
mittlere Reihe v. l. n. r.:
Werner Steinhilber, Anton Holzner, Karl Vogt, Wilhelm Schöffel, Alexius Stübbe, Karl Herter, Hans Belser, Martin Sulz.
vorne v. l. n. r.:
Karl Steinhilber, Georg Eißler, Ludwig Hankh, Günther Sulz, Franz Link, Karl Maier, Senon Stübbe und Karl Ehmann
Der erste Männer-Ausflug zur Olgahöhe
Erstmalig fand das Olgafest am Donnerstag, 23. Mai 1968 statt und entstand aus einer Vereinswanderung heraus. Damit man die Instrumente nicht hinauftragen musste, wurden diese in einem Kleinbus hinaufgefahren. Damit konnte sich auch die Musikergruppe, einige Mitglieder und Freunde des Musikvereins, mit leichten Schritten und frohen Mutes zur Olgahöhe aufmachen.
Interessengemeinschaft Musik
Im Oktober 1969 schlossen sich die musiktreibenden Vereine – Chorgemeinschaft, Liederkranz Belsen, Harmonika-Klub und Musikverein, zu einer Interessengemeinschaft zusammen. Anlass hierzu war der im Amtsblatt veröffentlichte Belegungsplan der Jahn-Sporthalle. Dieser hatte für sehr viel Beunruhigung in der Öffentlichkeit gesorgt, da die Jahn-Sporthalle nicht mehr als Veranstaltungshalle genutzt werden durfte, sondern nur noch die Ausweichhalle in der Langgaß. Aus diesem Grund taten sich diese fünf Vereinigungen zusammen, um dem Gesuch an die Gemeinde Mössingen mehr Gewicht zu verleihen.
Die alte Turnhalle in der Langgaß entsprach nämlich ganz und gar nicht ihren Anforderungen und kam daher überhaupt nicht in Frage. Diese Halle war nämlich sowohl räumlich als auch akustisch den Bedürfnissen für die Musik nicht gewachsen. Zudem würde die Sportvereinigung sehr eingeengt werden.
Schon beim Bau der Aula der Friedrich-List-Realschule hatten diese fünf Vereine die Hoffnung gehegt nun endlich eine geeignete Halle für ihre Veranstaltungen zu erhalten. Doch leider war dem nicht so. Es wurde zwar eine sehr schöne Aula, doch entsprach diese wiederum nicht den Anforderungen. Zudem hatte die Gemeinde Mössingen Versprechungen in Bezug auf die Jahn-Sporthalle, die als Mehrzweckhalle gebaut werden sollte, gemacht. Wiederum eine Enttäuschung! Denn der Gemeinderat beschloss nur Sportveranstaltungen zuzulassen. „Schulen und Kindergärten, so schrieben die Vorstände, sind für unsere Gemeinde gewiss unerlässlich, aber dadurch dürfen wir kulturtreibenden Vereine nicht benachteiligt werden“.
Da die Veranstaltungen des Harmonika-Klubs und des Obst- und Gartenbauvereins Belsen schon Anfang November bevorstanden, baten sie nun sehr höflich und eindringlich, um Abänderung des bestehenden Gemeinderatsbeschlusses. So kam es zu einer Kompromisslösung. Für fünf Veranstaltungen wurde die Nutzung der Jahn-Sporthalle bis zum 31.12.1969 genehmigt, mit der Auflage diszipliniert und ordentlich zu sein. Die Befristung war wohl auch deshalb notwendig, da dies für die Gemeinde eine zusätzlich hohe finanzielle Belastung bedeutete. Die Halle, so Bürgermeister Kölle, sei auch gar nicht geeignet für einen Ausschank wegen des Bodens. Karl Vogt, der handschriftlich einige Gedanken und auch das Zwiegespräch zwischen ihm und Bürgermeister Kölle überlieferte, fand diesen Kompromiss sehr unbefriedigend. Denn: „Für die Vereine ist dieser Kompromiss wieder nicht zweckmäßig und wer würde die Schäden der Handballer bezahlen?“ Ein Umbau der Langgaß-Turnhalle wurde in Erwähnung gezogen. Doch, so Kölle, sei für diesen Umbau momentan kein Geld da. Als „Zukunftsmusik“ bezeichnet, wurde auch das aufkommende Thema um den Neubau eines „Haus der Musik“.