Ein Haus erzählt …

…. wenn alte Häuser reden könnten, hätten sie viel zu berichten. Viele ihrer Geschichten – so scheint es, wiederholen sich und sind sogar heute noch sehr aktuell.

Im Schulgesetz von 1836 verlangte der Staat eine allgemeine Verbesserung der Schulverhältnisse. Da dazu der Mössinger Schulraum schon wieder nicht mehr ausreichte, forderte die Schulbehörde wiederholt die Erstellung eines Schulhauses. Aber erst nach dem wirtschaftlichen Aufschwung 1878 wurde im Viehgarten ein neues Schulhaus errichtet.

An Georgi 1882 war es dann endlich so weit. Die Schüler konnten in das neue Haus in der Langgaß einziehen. Mit seinen sechs Klassenräumen war damit die Schulraumfrage für die nächsten 30 Jahre erst einmal gelöst.

Die Schulraumfrage war somit zwar gelöst, aber bald sollten weitere Raumanfragen folgen. Denn die Mössinger liebten schon immer die Geselligkeit. Gemeinsam handeln, gemeinsam sich freuen und gemeinsam trauern ist schließlich auch der tiefere Sinn des Vereinslebens, das sich Ende des 19. Jahrhunderts bis heute sehr vielfältig entwickelte.

Probelokal

Nach sehr vielen Gesprächen und einem Antrag wurde in der Gemeinderatsitzung vom 15. November 1923 der Musikkapelle gestattet, die wöchentlichen Übungsstunden in einem Schullokal abzuhalten. Mit dieser Entscheidung hatte die Gemeinde Mössingen einen fast genialen Schachzug durchgeführt. Denn sowohl die Musikkapelle wie auch die angegliederte Handharmonikaabteilung und der Liederkranz konnten dadurch versorgt werden.

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Voller Enthusiasmus und mit neuem Schwung zogen auch die Musiker 1924 in den Festsaal der Langgaß-Schule ein.

Kulturzentrum

Die Weltwirtschaftskrise führte auch in Mössingen zu hoher Arbeitslosigkeit und großer Not. Das politische Klima wurde deutlich rauer und die sozialen Gegensätze verschärften sich. In der dörflichen Lebenswelt der Arbeiter, Handwerker und Kleinbauern hatten sich die Anhänger der KPD immer mehr durchgesetzt. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn das 1920 gegründete Arbeitersportkartell 1925 die größte Halle in der Umgebung – die Langgaß-Turnhalle, erhielt! Diese entwickelte sich zu einem richtigen Kulturzentrum, dass ein großes Publikum anzog. Vor allem die Dorfjugend wurde von der Turnhalle und den Veranstaltungen dort angezogen.

Kraft der Musik

In diese Zeit hinein werden Wünsche nach Einigkeit, Einheit und Sicherheit unter den aktiven Musikern laut. Dabei wollte keiner der Aktiven auf die Musik verzichten. Diese war ihnen sehr wichtig, denn Musik hat eine ganz besondere Wirkung. Von ihr geht eine unsichtbare Kraft aus, die es vermag – wenn auch nur für kurze Zeit – die Sorgen des Alltags zu vergessen. Musik fördert zudem den sozialen Zusammenhalt und vermag es, Rituale mit einer spirituellen Bedeutung aufzuladen.

In vielen gemeinsamen Gespräche und Diskussionen, Ausschusssitzungen gelang am Ende etwas ganz Besonderes, das seinesgleichen suchte! Der Grundstein für eine neutrale, jeder politischen Strömung fernstehende Kapelle wurde gelegt. Nur das eine Ziel sollte verfolgt werden: „Der Öffentlichkeit musikalische Genüsse zu bieten“.