Was macht ein Musikverein in Zeiten von Corona?

Die Zeit ist aus dem Takt, die Stille an den Orten ohrenbetäubend

Musik verbindet, das wird jetzt sehr bewusst wahrgenommen. Und was sehr fehlt ist die Möglichkeit, sich regelmäßig zu den gewohnten Proben zu treffen, um gemeinsam neue Werke einzustudieren und an ihrer Interpretation zu feilen. Was aber mindestens genauso fehlt: der Kontakt zum Publikum, bei Konzerten und sonstigen Traditionsveranstaltungen im Jahreslauf.

Eigentlich hatte das Jahr für den MVM so wunderbar begonnen: Der Jahreskalender wies großartige Auftritte und musikalische Ausflüge auf. So war u. a. eine Ausfahrt nach Regensburg geplant, aber nicht nur um die Sehenswürdigkeiten der fränkischen Stadt abzuklappern, sondern auch um dort Musik zu machen.

Mitte März wurde aber plötzlich alles anders: „das Vereinsleben hatte sich grundlegend geändert.“ Die Jahreshauptversammlung, die für Freitag, 13. März angesetzt war, wurde auf unbestimmte Zeit verschoben und es gab seither keine gemeinsamen Proben mehr. Alle Veranstaltungen bis zum 15. Juni mussten abgesagt werden. Auch die Aussicht die schöne Stadt Regensburg zu sehen. Nur ein Lichtblick – die Teilnahme am Festumzug in München würde auch 2021 noch gelten. Eine solche Situation hatte der Musikverein in seiner 120-jährigen Geschichte nur während der beiden Weltkriege. Doch trotz allem sollten die Einschnitte durch die Corona-Pandemie nicht ganz so tief ausfallen wie die Einschnitte durch die Weltkriege. Es besteht die berechtigte Hoffnung, dass die aktuelle Krise keine viereinhalb oder sechseinhalb Jahre lang andauert wird. Zudem gibt es entsprechende technische Hilfsmittel, die das gemeinsame Musizieren trotz räumlicher Ferne ermöglichen.

Musik aus dem Fenster

Sonntags um 18 Uhr öffnen die Musiker in Mössingen und sogar in ganz Deutschland ihre Fenster, stellen sich auf Terrassen und Balkone, um gemeinsam zu musizieren. Mit Musik geht schließlich alles besser, auch die Bewältigung der Krise.

Auf dem Programm dieser sonntäglichen Konzerte steht die Hymne an die Menschheit: „Freude, schöner Götterfunken“. Der musikalische Funke soll regelmäßig überspringen.

Interaktive Wochenmagazine

Das Hauptorchester arbeitet aber auch regelmäßig am musikalischen Programm – für die Zeit, in der wir wieder gemeinsam proben und auch auftreten können. Den Tag X, wie Simon ihn nennt. Der musikalische Leiter Simon Löffelmann hat sich nämlich ins Homeoffice zurückgezogen und verteilt Woche für Woche auf digitalem Weg interaktive Magazine für das Proben zuhause.

Wir sind bereits bei Woche 6! Dieses interaktive Wochenmagazin ist eine kleine Zusammenstellung verschiedenster Übungen, wie sich jeder von uns durch Üben, Körperhaltung und vielem mehr verbessern kann. Selbstverständlich gibt es auch Hausaufgaben bestimmte Musiktitel aus der Notenmappe speziell zu üben. So beispielsweise Ciao d’Amore, aber auswendig.

Aber wer soll sich denn das alles Merken?

Musik zu üben ist doch sehr speziell, vieles kann man hören und intellektuell begreifen, aber man muss es tun und es mit dem eigenen Körper erfahren. Daher werden auf diese 6 Wochenmagazine mit Grundlagen und viel Theorie nun ab Woche 7 Wochenmagazine zum Durchspielen folgen.