Vielfarbiger Herbststrauß

Der radelnde Reporter des Schwäbischen Tagblatts titelte unter der Überschrift „von Sinatra bis zum Alphornklang“ einen farbenkräftigen Herbststrauß der Musik.

Blasmusik vom Feinsten war in der Bogenhalle der Pausa geboten. Umsichtig agierte hierbei auch der musikalische Leiter Simon Löffelmann, welcher nicht oberflächlich die erklingende Musik, sondern uns als die ausführenden Musiker perfekt dirigierte.

Klassiker…

Gleich mit einem Klassiker, dem „Veteranen Marsch“ von Ernst Mosch und Frank Pleyer eröffneten wir vor einem sehr interessierten Publikum dieses sonntägliche Konzert.

Nach der Begrüßung der Ersten Vorsitzenden Irene Haag und Detlef Kehl, folgte Jürgen Machann, der – in gekonnt souveräner Weise – durch das Programm führte und zu jedem Musikstück – zu jeder neuen Herbstfarbe – die perfekten Worte fand und dem Publikum und auch uns sehr viel an Hintergrundwissen mitgab.

Von Böhmen nach Tirol

Mit der wunderbar gefälligen, aber durchaus sehr anspruchsvollen Polka von Jaroslav Skrabada setzten wir unser Programm fort. Von Böhmen nach Tirol ging unsere musikalische Herbstreise nun. Es folgte der „Max Glaner Zigeunermarsch“ in einer neuen Fassung. Reiser veröffentlichte den Marsch 1971 unter dem Titel „Maxglaner Zigeuner Faschingsmarsch“ in seiner Sammlung „Die dritten 25“. Dort heißt es, er habe sich musikalisch an den vor dem Ersten Weltkrieg üblichen Faschingsumzügen im Salzburger Stadtteil Maxglan orientiert, bei denen die Bürger, als „Zigeuner und herumziehendes Gesindel“ verkleidet, durch die Innenstadt gezogen wären. Der Wahrheitsgehalt dieser Erklärung ist allerdings fraglich. Wahrscheinlicher ist, dass es sich um Bemühungen Reisers handelt, die Komposition in einen möglichst traditionellen Kontext einzubetten.

Launischer Herbst

Unsere Solistinnen Lea Dieter und Yvonne Sudikatis knüpften im Anschluss daran ganz passend „die launischen Klarinetten“. Denn auch der Herbst kann sehr bizarr sein. Die Natur bäumt sich da noch einmal auf, wird bunt und farbenfroh, bevor sie sich im Winter zum Schlafen legt. Die beiden überzeugten mit ihrer Fingerfertigkeit, Präzision und musikalischem Können bei diesem Solostück.

Über den „großen Teich“

Mit „Latino Mallets“ hatten wir schließlich – mit südamerikanischen und karibischen Rhythmen ein weiteres Solostück im Programm. Diesmal hieß der Solist Helmut Buckenmaier, er verzauberte das Publikum mit seinem Spiel auf dem Xylophon. Lebenslust und Fröhlichkeit sprachen aus jeder gespielten Note dieses Medleys aus den bekannten Songs „Tico Tico“, „Mambo Jambo“ und „Tea for two“, das als Mittelteil im Cha-Cha-Stil für etwas Entspannung stand und durch eine andere Satztechnik im Solo-Part unterstrichen wurde. Das Xylophon wurde von Helmut im Mittelteil nicht einstimmig, sondern akkordisch – mit vier Schlägeln – gespielt.

Noch mehr Klassiker …

Von Südamerika gings an den Broadway nach New York mit dem Medley „Frank Sinatra Classics“. Dieses Medley besteht aus vier der vielen Titel, die alle durch den einzigartigen Entertainer Frank Sinatra zu Hits wurden. In Frank Sinatra Classics hat Stefan Schwalgin und beliebte Klassiker wie „My Way“, oder „Fly me to the Moon“ gekonnt verarbeitet – Musik, die Musikern und Publikum gleichermaßen unter die Haut gingen.

Das Holzregister übernahm die Melodieführung und glänzte mit exzellent gespielten Soli. Der diesem Stück folgende Applaus ließ schon erahnen, was dies bedeuten könnte, doch noch war das Programm noch nicht zu Ende. Denn nun folgte der Höhepunkt des Konzertes.

„Begegnung“ von Tradition und Moderne

So brachten wir die unverwechselbaren Klänge der Alpen nach Mössingen!

Liebliche – fast zitherähnlich und kraftvolle Trompetenklänge ließen die gewaltige und beeindruckende Atmosphäre der Alpen erahnen und versetzten die Zuhörer in ein alpines Gipfelglück.

„Die Alpen sind ein elementares und bezeichnender Bestandteil Mitteleuropas“, begann Jürgen seine Einführung zu diesem Stück. Kurt Gäble wurde durch das beeindruckende Naturschauspiel zu seinem Werk „Klang der Alpen“ inspiriert. Die Impressionen stehen am Anfang des Werkes und beginnen mit einem Motiv, das lebendig pulsierendes Wasser darstellt. Dieses Wassermotiv ist fast durchlaufend im Hintergrund zu hören, denn Wasser ist die Basis für Leben und daher überall präsent.

Die einzigartige Flora und Fauna der wunderbaren Alpen-Wunderwelt zeigt sich für den, der sich Zeit nimmt und behutsam mit ihr umgeht. Das Wasserthema war deutlich hörbar. Es begegnete dem Publikum noch einmal das Alpenmotiv des Anfangs, woraufhin sich der Blick für die Weite und Größe des Bergmassivs öffnete. Die Musik entwickelte sich stetig weiter, immer feiner und zarter im Klang, zu den Traditionen. Diese begannen mit einem musikalischen Thema in den Holzbläsern, das Licht und Sonne symbolisierte, wie ein strahlendes Bekenntnis zur Heimat.

In jedem Landstrich haben sich, abhängig von der Lage, dem Klima und der Vegetation, eigene Traditionen entwickelt. Und Traditionen sind es auch, die diese Landstriche miteinander verbinden.

Ein Beispiel war das Alphorn, das früher zur Kommunikation von Alm zu Alm, von Dorf zu Dorf diente.

Anlehnend an diese Tradition erklang ein Alphorn-Jodler, der nach und nach immer mehr von Kuhschellen-Geläut begleitet wurde. Dieser Klang gehörte unverwechselbar zur Atmosphäre der Alpenwelt.

Wertschätzung

Ein abrupter Wechsel überraschte. Plötzlich wirkten andere, neue Einflüsse auf den traditionellen Klang ein. Alles wurde schneller, kraftvoller, ungestümer. Der temporeiche Nachschlag dominierte diesen Teil. Hier kamen die Visionen zum Tragen: Die junge Generation besinnt sich auf ihre Wurzeln, sucht den Zugang zu den Traditionen – doch tut sie dies auf ihre eigene, moderne, frische Art und Weise. Es ist ein junger Zugang zu den Traditionen, geprägt von Wertschätzung für die Vergangenheit und die eigenen Wurzeln und zugleich voller neuer Inspiration und Offenheit für die Zukunft. „Klang der Alpen“ fand ein strahlendes Ende, das Traditionen und Visionen gleichermaßen feiert. „Begegnung“ ist Kommunikation, „Begegnung“ von Tradition und Moderne, „Begegnung“ bringt neue Impulse.

Ein sehr gelungener Abschluss eines sehr gelungenen Konzerts.

Langanhaltender Applaus war am Ende der verdiente Lohn für die zahlreichen Probenstunden. Mit der Zugabe – „Paula Polka“ verabschiedeten wir uns letztendlich von unserem begeisterten Publikum.

Doch nicht ohne Dank!

Ein solches Matinée ist nämlich nicht möglich ohne die tatkräftige Unterstützung von allen Musikerinnen und Musikern, die in zahlreichen Probestunden unter kritischer Leitung und Führung unseres musikalischen Leiters Simon Löffelmann, seiner Tochter Anne Böhme und Vizedirigentin Bettina Härter, dieses Programm einstudiert hatten.

Wir bedanken uns auch bei unserem Publikum sowie bei unserem Bewirtungsteam – das die Gäste auf das Beste versorgte. Ebenso bedanken möchten wir uns bei Tom Dieter für die gelungene und gut abgestimmte Bühnentechnik sowie dem Theater Lindenhof für die Überlassung der Bogenhalle an diesem Tag.

Außerdem ein Dank an alle, die sich vor, während und nach dem Konzert in irgendeiner Weise eingebracht und so dieses besondere Konzert ermöglicht hatten.