Miteinander Erinnerungen schaffen

Der Musikverein Talheim hatte uns mit vielen Helfern am Samstag, 14. September bei unserem Jubiläumsfestwochenende – 125 Jahre Blasmusik und mehr“ – unterstützt. Dieses starke Band der Mössinger Vereine untereinander war zu jeder Zeit des Festwochenendes spürbar. Glück findet man nicht in Besitz, sondern in gemeinsamen Erlebnissen und Beziehungen. Lassen wir daher noch ein letztes Mal den Blick zurück schweifen auf unvergessliche Stunden:

Rückblick Jubiläumsfest (Teil 3)

Der Festsonntag stand ganz im Zeichen der Blasmusik und da gehörte der ökumenische Festgottesdienst als fester Bestandteil ganz selbstverständlich zum Festwochenende dazu. Musikverein und Kirche sind – so Pfarrer Joachim Rieger während seines Interviews mit Jürgen Machann – seit dem ersten ökumenischen Gottesdienst auf der Olgahöhe im Jahre 2011 eng verbunden. Das Instrumente Gottes Nähe beständig hörbar, spürbar und erlebbar machen, zeigte der Posaunenchor Mössingen an diesem Sonntagvormittag sogleich mit dem feierlichen Eröffnungsstück.

Beim Gottesdienst erläuterte Pfarrer Joachim Rieger den Besuchern, dass vier Säulen die Heimat, die Tradition, die Geselligkeit und der Glaube die Gesellschaft stützen. Tradition und Brauchtum, das heißt auch Identität welche gelebt werden muss, damit sie lebendig bleibt. 

Im Anschluss folgte das Frühschoppenkonzert mit des Musikvereins Eintracht Lehrensteinsfeld. „Lebensfreude – Musik verbindet Regionen“, so war 2023 das gemeinsame Konzertprojekt der Musikvereine Lehrensteinsfeld und Mössingen überschrieben gewesen. Und tatsächlich ist daraus eine Verbindung zwischen den beiden Orchestern entstanden, die weit über das einmalige Konzertprojekt hinausreicht. Ein erstes Wiedersehen in diesem Jahr gab es bereits am diesjährigen Pfingstmusikfest in Lehrensteinsfeld und unsere Freunde kamen natürlich zum Gratulieren und Mitfeiern zu uns nach Mössingen.

Festumzug krönte das Jubiläumsfest

Ein beeindruckender Festumzug war der glanzvolle Höhepunkt unseres Jubiläumswochenendes. 20 Umzugsgruppen zogen durch Mössingen. Vom neuen Marktplatz aus gings nach den Böllerschüssen des Schützenvereins um 14 Uhr los.  Vorbei an unzähligen Zuschauern entlang der gesamten Strecke führte unser Trachtenpaar Claudia Mozer und Markus Sudikatis den langen Zug entlang der Falltorstraße, über die Lehr bis hin zum Festzelt am Freibad.

Der Original Steinlachtaler Fasnetsverein hatte sein Häs gegen gegen eine historische Alltagskleidung eingetauscht.

Zurück im Festzelt erwartete die Gäste eine gute und schwungvolle Unterhaltung durch „Nobby’s kleiner Blasmusik„. 

Heimatabend

Danach ging es – durch die hervorragende Moderation von Jürgen Machann – in einen bunten Heimatabend über. So hatte unser Heimatabend keineswegs etwas Verstaubtes an sich, sondern vielmehr zeigten wir, dass Heimat nichts oder zumindest nur sehr wenig mit materiellen Werten zu tun hat. Vielmehr ist es eine Beziehung zu Mössingen und seinen Familien. Heimat ist auch verbunden mit Erinnerungen, Sicherheit und Zugehörigkeit. 

Mössingens Herz

Der Herzschlag und der Puls von Mössingen sind die Vereinsgemeinschaft und jeder Bürger. Dies zeichnet  diesen Ort  aus und macht ihn zu einer wahrlichen Wohlfühloase und zur Heimat. Musik in die Gemeinschaft zu tragen war unser Ziel, um dadurch Menschen zu inspirieren und zu unterhalten, aber auch um eine enge Bindung zwischen dem Musikverein und den Menschen vor Ort zu erhalten.

So machte die traditionelle Tanzgruppe der Evriter den Auftakt. Die Griechen aus der Region Evros haben den Verein Evriter Reutlingen e.V. gegründet, um ein kulturelles Dach für die zahlreichen Landsleute in Reutlingen und Umgebung zu bilden.  Das Hauptinteresse des Vereins ist das Weitergeben der traditionellen Tänze von Thrakien an die kommenden Generationen. Zu diesem Verein gehört auch – durch familiäre Bindung – unsere Klarinettistin Lina Brielmann.

Weiter ging es mit der Gruppe „TanzAlarm“, mit 20 Mädels die größte Gruppe des TV Belsen. Sie zeigten gekonnt ihren aktuellen Super Mario Tanz. Anschließend kam unsere Jugendgruppe „Shiny Steps“ an die Reihe. Sie tanzten ein Battle Dorfkinder vs. Stadtkinder und sorgten damit für ordentlich Stimmung auf dem Platz. Dass Dorfkinder sich stark von Stadtkindern unterscheiden, ist kein Geheimnis. Vielen wird das vor allem dann bewusst, wenn beide Gruppen das erste Mal aufeinandertreffen. Doch was Dorfkinder wirklich von Kindern aus der Stadt unterscheidet, wurde durch diesen Tanz deutlich.

Eine interessante und anschauliche Einführung in den Bogensport erfolgte durch den Bogensportverein BSV-Steinlachtal e.V. Mössingen. Danach folgten die Barden des Liederkranz Belsen mit einer tollen Darbietung aus ihrem vielfältigen Programm. Die reine Freude beim Singen konnte ein jeder förmlich sehen und hören. Die erfolgreichen Erwachsenengruppen “JaySix” und “Hüftgold” des TV Belsen sorgten schließlich mit ihren Tanzeinlagen für viel Abwechslung auf der Bühne. Es herrschte eine super, ausgelassene Stimmung und beide Gruppen ernteten für ihre Tänze kräftigen Beifall. JaySix zeigte  „Auf dem Bau“ und die Gruppe Hüftgold tanzte  „Eine Liebe in Las Vegas“. 

Ein weiteres Highlight stellt die Häsvorstellung des Original Steinlachtaler Fasnachts-Verein dar. Der Ursprung des Vereins geht jedoch bis ins Jahr 1985 zurück. Im Jahr 1992 wurde von dieser Gruppe die “Mössinger Heuberg-Hexe” ins Leben gerufen. 1994 stürmten dann die Hexen zum ersten Mal das Mössinger Rathaus. Die Einzelfigur “Hexenbanner”, welche über die Hexen wacht, wurde 1996 ins Leben gerufen. Als die Anzahl der Hexen zu groß wurde, gründete der Verein eine zweite Narrengruppe, den Mössinger “Krebsfischer”, einen Weißnarren. Das handbemalte Häs, auf dem das alte Mössinger Rathaus und die Peter- und Paulskirche abgebildet sind, wurde 1997 mit einer Gruppe von 14 Personen vorgestellt. Zeitgleich gründete man die Luka um die Krebsfischer musikalisch zu unterstützen. Im Jahr 2004 kam die neuste Figur, der Wendgoischd, dazu.

Klang der Alpen

Mössingen liegt am Fuße der Schwäbischen Alb. Dieser Albtrauf war immer schon eine prägende Struktur, weil der Verkehr Richtung Westen und Richtung Schweiz das Hindernis mied und an seinem Fuß entlangrollte. Die Schweizer Straße – heutige B27 – war aber so wichtig, dass sie in den 1750er Jahren zur ersten “Chaussee” Württembergs wurde. 

Gänsehautfeeling: Der warme Klang des Alphorns rundete den Heimatabend perfekt ab und die Alphornbläser aus Derendingen fanden großen Anklang.

„Die Alpen sind ein elementares und bezeichnender Bestandteil Mitteleuropas“, begann Jürgen Machann seine Einführung. Die einzigartige Flora und Fauna der wunderbaren Alpen-Wunderwelt zeigt sich auch für denjeningen, der sich Zeit nimmt und behutsam mit ihr umgeht. In jedem Landstrich haben sich, abhängig von der Lage, dem Klima und der Vegetation, eigene Traditionen entwickelt. Und Traditionen sind es auch, die diese Landstriche miteinander verbinden. So wurde es zum Symbol der alpinen Kultur: das Alphorn. Mit seinen vollen, getragenen Tönen passt es perfekt zur rauen Berglandschaft und selbstverständlich auch zur Schwäbischen Alb. 

Daher hat sich auch in Derendingen  eine Tradition entwickelt und dort eine Heimat mit einer Besonderheit gefunden. Denn zudem wurden alle Instrumente von Karl Haap gebaut. 

Handwerk trifft Musik

Am Ende des viertägigen Festwochenendes stand ein traditionelles Handwerkervesper, dass zum Ort der Begegnung wurde: Musik hat eine erstaunliche Fähigkeit, Menschen zu verbinden und Emotionen zu wecken. Für hervorragende Stimmung sorgte dabei der Musikverein Harmonie Betra. Viele Handwerker aus Mössingen und Umgebung waren gekommen, um gemeinsam in ungezwungener Atmosphäre sich auszutauschen und gemeinsam den Arbeitsalltag gebührend ausklingen zu lassen. Das alte Sprichwort „Handwerk hat goldenen Boden” hat in Mössingen nach wie vor noch Bestand.