Jede Stimme zählte

In zehn Tagen – 20 Städte: Im Rahmen der großen jährlichen Hitparade auf SWR1 organisierte der Sender spielerische Duelle. Die SWR1 Moderatoren Max Oehl und Benedict Walesch waren während der Abstimmungsphase zur SWR1 Hitparade jeden Tag in zwei verschiedenen Städten in Baden-Württemberg unterwegs. So waren sie auch am 16. Oktober in Mössingen und der badischen Stadt Müllheim zu Gast. „Aber wo ist Müllheim denn überhaupt genau?“ ,hört man da die eine oder andere Stimme auf dem Mössinger Marktplatz. Dabei bildet Müllheim das Zentrum des Markgräflerlandes und liegt zwischen Freiburg und Basel. Von seiner Geschichte, von seiner geographischen Lage, von seiner Funktion in Verwaltung, Bildung, Kultur und Wirtschaft versteht sich die Stadt im Konzert der umliegenden Kommunen als die „Weinhauptstadt des Markgräflerlandes“ und ist von der Einwohnerzahl und in vielem mehr vergleichbar mit Mössingen – allerdings 17 Jahre älter. 

Die Aufgabe

George Michaels „Careless Whisper“ ist einer der kultigsten Songs aller Zeiten und feiert 2024 sein 40-jähriges Jubiläum. Als Meisterwerk der Popmusik gefeiert, erreichte er bei seiner Veröffentlichung 1984 in 25 Ländern die Spitze der Charts. Seitdem wurde der Titel weltweit mehrfach mit Platin ausgezeichnet. Dabei ist es ganz und gar kein Liebeslied. Es entsteht lediglich dieser Eindruck zwischen Miraculous und Deadpool. Es ist ein Trennungslied über einen Mann, dessen Freundin herausfindet, dass er sie betrogen hat, und das Lied handelt von ihrem letzten Tanz zusammen vor dem Streit und der Trennung. Um diesen unglaublichen Meilenstein zu feiern, erhielten beide Städte – Mössingen und Müllheim –  eine „HITmach-Aufgabe“, die sich um diesen Hit drehte. Jedes Instrument, aus dem das Saxophonsolo “Careless whisper” von Georg Michael erklang, ergab einen Punkt. Diese Aufgabe galt es zu lösen und dabei war man auf die Mithilfe von ganz vielen SWR1 Hörerinnen und Hörern vor Ort angewiesen. Da zählte jede Stimme.

Mitten unter den Musikern: Oberbürgermeister Michael Bulander mit seiner Klarinette.

Musik verbindet

Es schien ein ganz normaler Mittwoch zu sein. Doch nein – von 12 Uhr an stand der SWR1-Sendewagen am 16. Oktober auf dem Mössinger Marktplatz bereit. Zeitgleich natürlich auch in Müllheim, denn nur mit dem Radio ist dies an unterschiedlichen Orten möglich. Von da an kommen immer wieder Leute mit ihren Instrumenten zum Sendewagen und der Platz belebt sich zeitweise. Ab 16:30 Uhr – zur beginnenden Feierabendzeit – ist der Marktplatz voll, denn nun versammeln sich das Symphonische Blasorchester der Jugendmusikschule und der Musikverein. Beide Orchester spielen gemeinsam unter der musikalischen Leitung von Michael Koch. Dabei werden auch Erinnerungen wach, war doch Michael Koch einst von 1997 bis 2005  Dirigent des Hauptorchesters.

“Dabeisein ist alles”

Bis 17.30 Uhr zählte das SWR1-Team noch Punkte, dann war es so weit: Der Sieger stand mit 240 zu 73 fest und in der badischen Zeitung stand am nächsten Tag zu lesen: “Müllheim bläst Mössingen weg!” Müllheim hatte zwar verdient gewonnen, denn dort wurde das Städteduell zu einer fröhlichen Musikparty auf dem Markgräfler Platz, doch der Spaß und die Freude mitzumachen in Mössingen war spürbar! “Auch wenn wir es nicht geschafft haben – waren wir trotz alledem einfach super“. Nicht der Sieg zählt, sondern dabei sein ist alles. Wir alle gemeinsam haben der Stadt Mössingen erneut ein besonderes Geschenk zum 1250. Geburtstag beschert, nämlich die Stadtmitte für kurze Zeit zum Leben erweckt.

Heimat

Die Stimmung war sehr gut und man merkte jedem Musiker die Freude an. Aber da war noch mehr. Da war es wieder – das Herz Mössingens, die Bürger und die Vereine. Die emotionale Beziehung zum Heimatort und die damit verbundenen Erinnerungen. Das Gefühl von Vertrautheit und Sehnsucht verbindet sich für viele Menschen mit der Heimat. Manche haben Heimweh, wenn sie fort aus der Heimat sind. Es gibt aber auch Menschen, die von einer „Wahlheimat“ sprechen, wenn sie an einem Ort leben, wo sie sich wohl fühlen. Musik hat die erstaunliche Fähigkeit, Menschen zu verbinden und Emotionen zu wecken. Viele Erinnerungen – auch an die familiäre Wurzeln zwischen Mössingen mit Müllheim – wurden wach. 

Musik kann ebenso einen wesentlichen Beitrag zur Willkommenskultur leisten. Sie ermöglicht und erleichtert den Dialog mit dem jeweils Anderen. Es ist daher sehr wichtig, miteinander im Gespräch zu bleiben, einander zuzuhören und voneinander zu lernen. Nur so können unnötige Missverständnisse vermieden werden. Und es kann sich ein fruchtbarer und inspirierender Austausch entwickeln.

Eine mobile Bühne an zentraler Stelle  – beispielsweise auf dem Markt- oder Löwensteinplatz wäre daher ein lohnendes Projekt, um den Pulsschlag der Stadt noch viel öfter spüren zu können. Bei vielen sich bietenden Gelegenheiten innerhalb eines Jahreslaufes.