Vereinsgeschichte

Schon seit es Menschen auf unserem Planeten gibt wird musiziert. So beschlossen auch kurz vor der Jahrhundertwende, es war das Jahr 1899, einige Mössinger Bürger eine Blasmusik zu gründen und setzten diesen Plan in die Tat um.Von den damaligen neun Gründungsmitgliedern: Georg Maier, Johannes Maier, Johannes Mang, David Sulz, Karl Belser, Paul Streib, Karl Gauger, Adolf Neth und Jakob Steinhilber wurde der Musikverein 1899 ins Leben gerufen. Bei der wenig später stattgefundenen Gründungsversammlung waren es 20 Musikbegeisterte, die in der Kapelle mitspielen wollten. Bis alles im Lot war und der erste Auftritt stattfand, ging einige Zeit vorüber, da alle Anfänger waren und ein Blasinstrument bekanntlich nicht von heute auf morgen erlernt werden kann. Lehrer Lang aus Bodelshausen brachte ihnen die Grundlagen der Blasmusik bei. Nach einem Jahr wechselte die Stabführung und an Langs Stelle trat der frühere Militärmusiker Kleinmann aus Sickingen. Ihn löste im dritten Jahr des Bestehens der Kapelle der Tübinger Musiker Bierlinger ab.

Der Musikverein in früheren Jahren

Heitere Episoden und Erlebnisse aus dieser Anfangszeit förderten die Kameradschaft und ließen dabei manche finanziellen Sorgen vergessen. Um die Instrumente, Notenmaterial usw. finanzieren zu können, spielte man auf Hochzeiten in den Kreisen Tübingen und Reutlingen, was nicht einfach war, da die Entfernungen zu Fuß (mit den Instrumenten) bewältigt werden mußten. Von 1911 bis 1914 leitete der Musiker Jakob Herter die Kapelle. In der Zeit des I. Weltkrieges wurden die musikalischen Aktivitäten eingestellt. Im Jahre 1919 setzte Jakob Herter in Zeiten mit politischen Schwierigkeiten und Gegensätzen seine Arbeit mit dem Erfolg fort, daß im Jahre 1924 der Musikverein 1899 Mössingen neu gegründet wurde. Vorstand wurde Lehrer Albert Zäh, der dieses Amt bis 1926 begleitete. Ihm folgte auf dem Vorstandsposten H. Wekker und bei der Jahreshauptversammlung (früher Generalversammlung) 1927 wurde Bernhard Müller, Schmied, zum Vorstand gewählt, der bis zur Wahl von Wilhelm Hartmayer amtierte. Was dieser Musikfreund und Förderer während seiner zwanzigjährigen Tätigkeit als Vorsitzender leistete, dazu in einer Zeit, die nicht gerade zu den glücklichen dieses Jahrhunderts zählte, blieb nur ganz großen Idealisten vorbehalten. Als Dirigent konnte 1924 Postsekretär Grossmann verpflichtet werden, der auch die Kapelle neu aufbaute. 1927 mußte er allerdings seine Tätigkeit auf Grund einer Versetzung aufgeben. Nun folgte eine zwei Jahrzehnte lange Tätigkeit des Dirigenten Karg aus Tübingen, wobei in diesem Zeitraum die Kapelle große Erfolge verbuchen konnte. Während dieser 20 Jahre bestand der Musikverein nicht nur aus einer Blasbesetzung sondern, man höre und staune, aus einer Harmonikabesetzung, einer Streichmusik sowie einer Konzertzithergruppe.

Die Streichergruppe des MV in den 30er Jahren

Die ersten Jahre nach dem 2. Weltkrieg waren natürlich ausgefüllt mit dem Wiederaufbau des Vereines. Die Mitglieder des Harmonika-Clubs lösten ihre Gruppe im Jahr 1962 aus dem Musikverein heraus und gründeten einen, auch heute noch, eigenständigen Verein unter diesem Namen. Neben Vorstand Hartmayer wuchs eine junge Generation heran. 1947 wurde Karl Sulz mit der Vereinsführung betraut. Ernst Vogt, ein begnadeter Musiker, übernahm die musikalische Leitung bis 1949.


Eine neue Ära begann für den Verein mit der Verpflichtung von Musikdirektor Wilhelm Schöffel als neuen musikalischen Leiter. Ihm gelang es, Dank seines Könnens, eine neue Generation von Musikern auszubilden, sie in die Kapelle zu integrieren, und somit einen völlig neuen Klangkörper zu präsentieren. Inzwischen leitete von 1950 bis 1952 Wilhelm Priester den Verein. Im Jahre 1952 übernahm Karl Vogt die Geschicke des Musikvereines und führte zugleich die von Karl Sulz eingeleitete Entwicklung fort.
Im Jahre 1953 folgte das erste in Mössingen stattfindende Kreismusikfest. Dieses Fest war nicht nur ein Fest der Blaskapellen sondern eine Feier der gesamten Mössinger Bevölkerung. Im gleichen Jahr übernahm Karl Vogt auch das Amt des Vizedirigenten, nachdem sein Bruder Ernst durch einen tödlichen Motorradunfall, mitten aus dem Vereinsleben schied.

Der Musikverein im Dritten Reich

Im Jahre 1954 stellte die Vorstandschaft, zusammen mit dem Ausschuß eine Satzung des Vereines auf, die am 23. Oktober verabschiedet wurde und stellte beim Amtsgericht Tübingen den Antrag in das Vereinsregister eingetragen zu werden. Diesem Antrag wurde stattgegeben und ab dem 21. Dezember 1954 war die offizielle Bezeichnung Musikverein 1899 Mössingen e.V. Da der Verein im Jahr 1958 auf einem sehr hohen Leistungsniveau stand, wagte man den Schritt zum Bundesmusikfest, dies sei nur stellvertretend für viele Festbesuche erwähnt, nach Ravensburg um am Kritikspiel (früher Wertungsspiel) in der Oberstufe teilzunehmen. Mit einem zweiten Rang in dieser Stufe wurden die Aktiven belohnt.

Daß es immer noch mit der Kapelle aufwärts ging, zeigt eine weitere Teilnahme am Wertungsspiel in Beuren 1965, als die höchste Punktzahl in der Oberstufe erreicht wurde. Im Jahre 1973, nach 20 Jahren Vorstandstätigkeit, übergab Karl Vogt seinen Vorsitz an Siegfried Müller, einen 32-jährigen, was zum damaligen Zeitpunkt schon an eine Revolution grenzte. Zusammen mit Wilhelm Schöffel, Musiklehrer Seitz aus Öschingen, dem Jugendleiter Thomas Flur und Jugenddirigent Martin Stetter wurde eine enorme Nachwuchstätigkeit ins Leben gerufen, so daß in Mössingen, inzwischen zur Stadt ernannt, bereits von einer Jugendkapelle gesprochen wurde. In diese Amtsperiode, 1972 unter Karl Vogt wurde das Fest der Jeanne d´Arc, in Orléans (Frankreich), als Vertreter der Bundesrepublik Deutschland besucht. Eine Reise nach Amerika folgte im Jahr 1977, sowie die ersten Kontakt aufnahmen mit der späteren Partnerstadt St.Julien in Frankreich. Hierzu darf erwähnt werden, daß der Musikverein der erste Verein aus Mössingen war, der diese Region besuchte und mit seinen Konzerten für unsere Stadt Mössingen einen nachhaltigen Eindruck hinterließ. 

Der Musikverein Mössingen in den Nachkriegsjahren

Einen ganz gravierenden Einschnitt im Vereinsleben brachte das Jahr 1981. Wilhelm Schöffel, nun mehr 74 Jahre alt, gab seine Dirigententätigkeit auf und führte Werner Zielinski, einen Berufsmusiker, als seinen Nachfolger ein. Werner Zielinski dirigierte schon einige Jahre die Albmusikanten aus Großengstingen und war für den Musikverein Mössingen somit kein Unbekannter. Er konnte die Aktiven von der ersten Stunde an beigeistern, motivierte aber vor allen Dingen die Jugend des Vereines und gab der Jugendausbildung ganz neue Impulse. Dies wirkte sich natürlich positiv auf den Zulauf von Jugendlichen aus, so daß sogar die Vereinsleitung ein Aufnahmestop in Erwägung ziehen mußte. Unter seiner Stabführung ging es musikalisch weiter aufwärts, so daß sich der MV hervorragend präsentierte. Bernd Müller, bis 1986 Kassier im Verein, übernahm ab diesem Jahr die Vorstandschaft. Er brachte viele Neuerungen in das Vereinsleben, wie z.B. die EDV. Unter Leitung dieser beiden Männer, denen höchstes Lob gebührt, blühte der Verein erneut auf, so daß Ende der 80iger Jahre ein Durchschnittsalter der Aktiven von 27 Jahren erreicht wurde. Am 31. März 1996 fand ein großes Abschiedskonzert zu Ehren von Herr Werner Zielinski statt, da er aus Gesundheits- und Altersgründen seine Tätigkeit im Verein aufgab. Als Nachfolger wurde an diesem Konzert Herr Manfred Ozimek eingeführt. Unter seiner Stabführung reiste der Verein dann im September 1996 nach England. Da die Aktiven jedoch mit diesem neuen Mann nicht ganz zufrieden waren, trennte sich der Verein im November des gleichen Jahres von ihm. Die ganz große Frage war nun, wer wird Nachfolger? Franco Mule, der seit dem Tode von Karl Vogt als Vizedirigent fungierte, übernahm die Interimslösung bis zur Findung eines geeigneten Dirigenten. Die Vereinsleitung besann sich auf einen Mann, der schon als Nachfolger von Herr Zielinski im Gespräch war, damals aber noch zwei bis drei Jahre warten wollte, nämlich auf Michael Koch. Ein Mössinger, der sein Musikstudium abgeschlossen hatte und bei der Stimmungskapelle “Die Steintaler” bereits seit Jahren aktiv war. Vorstandschaft, Ausschuß und Musiker waren sich einig: Das ist der Mann der Stunde. So übernahm Michael Koch 1997 die musikalische Leitung der Kapelle. Wie sich herausstellte, war dies eine gute Entscheidung. Eine schlechte Nachricht für den Verein war die Mitteilung von Bernd Müller, daß er das Amt des 1. Vorsitzenden nicht mehr weiterführen möchte. Es erklärte sich nun der bisher als Kassier fungierende Josef Turad bereit, unter der Voraussetzung, daß ein weiterer erster Vorstand eine Arbeitsteilung mit ihm vornimmt. Hierzu konnte Uwe Strey gewonnen werden. Seither leiten zwei erste Vorstände den Musikverein Mössingen. Dies wurde bei der Jahreshauptversammlung mit dem Beschluß einer Satzungs-änderung bestätigt. Nachdem Josef Turad seine Tätigkeit als erster Vorsitzender 2003 beendete, übernahm Roland Bolz die Vorstandschaft. Seit 2005 waren dann Matthias Ritz und Erika Letsch die Vereinsspitzen. Unter ihrer Leitung kam es auch zu zwei Wechseln in der musikalischen Führung des Vereins: 2006 übernahm Alfred Hepp, Trompeter in der Württembergischen Philharmonie Reutlingen, den Taktstock von Michael Koch, musste diesen aber Ende 2007 aus privaten Gründen wieder abgeben. Seit März 2008 dirigiert nun Simon Löffelmann, Klarinettist an der Württembergischen Philharmonie Reutlingen den Musikverein. Mit seinem unverwechselbaren bayerischen Charme schafft er es immer wieder, die Musikerinnen und Musiker punktgenau zu Höchstleistungen zu bringen – bei etlichen Konzerten in naher und ferner Umgebung begeistert der MVM sein Publikum ! Ende 2011 ist Jürgen Machann als Erster Vorsitzender für Matthias Ritz ins Amt nachgerückt, Silke Duppke steht ihm seit 2013 und anstelle von Erika Letsch zur Seite. Im selben Jahr wurde auch die Jugendarbeit neu aufgestellt: Erstmals bietet der Musikverein Mössingen Blockflötenunterricht an und hat zum Herbst 2013 eine neue Nachwuchsgruppe, die ”Da capo kids“ in einem Bläserklassenmodell eingeführt.