Benefizkonzert für Frieden und Freiheit

Anlässlich des Überfalls auf die Ukraine und dem damit ausgelösten großen Leid unzähliger unschuldiger Menschen rief das Präsidium des Landesmusikverbands Baden-Württemberg sogleich alle rund 6.300 musiktreibenden Vereine im Land zur Veranstaltung von Benefizkonzerten auf. Der Verband sah sich nämlich besonders in die Pflicht genommen, dem Donnern der Kanonen die vereinte, tröstende und friedensstiftende Macht der Musik aus zigtausend Instrumenten entgegenzubringen.

Nur zu gern folgte der Musikverein 1899 Mössingen e. V. diesem Aufruf, um gemeinsam am vergangenen Sonntag mit dem Organisten Jonathan Ferber ein Kirchenkonzert zu Gunsten der Ukraine zu veranstalten. Leider musste unser Simon sein Dirigat wegen einer Virusinfektion kurzfristig absagen. Um das Tagblatt zu zitieren: „Dies setzte eine ökumenische Helferspirale in Gang…“, denn dadurch das der Organist Jonathan Ferber, Organist und Chorleiter in der katholischen Seelsorgeeinheit Steinlach-Wiesaz, bereits eingeplant war, übernahm dieser kurzerhand den Dirigierstab und für das Orgelsolo im Hauptstück des „Großen Tor von Kiew“ sprang der Bezirkskantor Nikolai Ott für Jonathan Ferber ein. Ganz herzlichen Dank an dieser Stelle für diesen Einsatz!

In seiner Begrüßungsrede begrüßte Jürgen Machann die zahlreichen Gäste, darunter Großeltern, Eltern, Freunde und Bekannte der Musiker. Ebenso hieß er auch Herrn Oberbürgermeister Michael Bulander mit Familie willkommen. Und Dank der eingespielten Video-Übertragungstechnik von Tom Dieter konnte er auch unseren live zugeschalteten, Simon Löffelmann herzlich grüßen, der es sich nicht nehmen lassen wollte, dem Konzert beizuwohnen.

Nach der Begrüßung übernahm Jürgen Machann souverän und mit viel Geschick die Moderation des Programms und vermittelte zudem die notwendigen Hintergrundinformationen zu den einzelnen Musikstücken.

Musik – auch ohne Worte – ist Sprache

Musik wird häufig als etwas universell Menschliches bezeichnet – eine Sprache, die jeder versteht. Trotz aller kulturellen Unterschiede folgen Musikstücke immer universellen Mustern. So haben etwa Liebeslieder, Tanzstücke und Wiegenlieder weltweit grundlegende Gemeinsamkeiten. Deshalb können Menschen die Funktion eines Musikstücks sogar dann oft leicht erkennen, wenn es aus einem völlig anderen Kulturkreis stammt.

Eine traumhafte Orgel in einer traumhaften Kirche. Allerdings hat Johann Sebastian Bach auf dieser Orgel nie gespielt: Die Orgel in der Peter-und-Paulskirche wurde von Johann Jakob Weimar aus Bondorf 1821 erbaut. Daher als Eröffnungsstück die Passacaglia in c-Moll, eine Orgelkomposition von Johann Sebastian Bach. Sie besteht aus zwei Sätzen, der eigentlichen Passacaglia und einer Fuge. Wahrscheinlich ein recht frühes Werk, ist es eine seiner wichtigsten und bekanntesten Kompositionen und hatte einen entscheidenden Einfluss auf Passacaglien des 19. und 20. Jahrhunderts.

Jonathan Ferber, ein Meister seines Faches bringt die traumhaftschöne Orgel mit der großen Passacglia in c-moll von Johann Sebastian Bachs, zu einer faszinierenden Klangfülle.

„Concerto d’Amore“

„Bei Jacob de Haan geht einem Bläser ganz das Herz auf“, so Jürgen Machann weiter. Dieses Stück wird von uns gerne auch bei Hochzeiten gespielt, denn dieses sinfonische Werk „Concerto d’Amore“ ist die klangliche Beschreibung einer sich entwickelnden Liebesbeziehung. Dieses sehr anspruchsvolle Stück wurde sehr gefühlvoll vorgetragen und demonstrierte neben einer ausgeprägten Dynamik große Sicherheit bei den geforderten Tempiwechseln.

n seiner Begrüßungsrede berichtet Michael Heß (Vorstandsmitglied der Rumänienhilfe e. V.), über die Zweckbestimmung der Erlöse aus diesem Konzert. Mit diesen Geldern wird die Arbeit von Pastor Otto Kisch in Sacele (eine Stadt in Rumänien im Kreis Brașov, der zur Region Siebenbürgen gehört). Zwei ukrainische Flüchtlingsfamilien hat er dort bei sich aufgenommen. Mit dabei ein behindertes Kind und ein schwerbehinderter Familienvater, beide im Rollstuhl. Der rumänische Staat bezahlt zwar die Behandlung, aber nicht die notwendigen Medikamente noch die Verpflegung. Diese Familien kommen aus umkämpften Gebieten und mussten alles zurücklassen. Behinderte Menschen auf der Flucht und ihre Angehörigen brauchen besondere Hilfe.

Unterstützen wollten wir – so waren wir Musiker uns alle einig, eine örtliche Hilfsorganisation und daher sollte der Erlös aus diesem Benefizkonzert auch der Arbeit der Rumänienhilfe Mössingen e. V. zu Gute kommen.

„Gib Frieden, Herr, gib Frieden“

Einen schönen Bezug von der Friedenshymne „99 Luftballons“ zum nächsten Stück „Hymne an die Nacht„, zeichnete unser Moderator. Die Hymne an die Nacht ist ein bewegendes Thema aus der Feder des großen Meisterkomponisten Ludwig van Beethoven. Es stammt aus seiner Sonate Nr. 23 in f-Moll, op.57 (Appassionata), welche er in den Jahren 1804-1806 komponierte. Dies wurde wunderschön ergänzt durch die geistlichen Gedanken von Pfarrer Joachim Rieger mit den Zietaten aus dem Gesangbuchlied „Gib Frieden, Herr, gib Frieden: Denn trotzig und verzagt hat sich das Herz geschieden von dem, was Liebe sagt! Gib Mut zum Händereichen, zur Rede, die nicht lügt, und mach aus uns ein Zeichen dafür, dass Friede siegt.

„Alles was du brauchst ist Liebe“ – Die Zahl der Beatles-Hits ist immens. Zu den populärsten Songs gehört fraglos diese Hymne des Summer of Love 1967, die als musikalisches Signum einer ganzen Generation gelten kann. Die prägnante Titelzeile ist so geläufig, dass sie zum geflügelten Wort geworden ist.

„Von guten Mächten wunderbar geborgen“

Gefühlvoll und gleichzeitig überwältigend – mit der speziell arrangierten Version „von guten Mächten“ für Blasorchester des Komponisten Martin Scharnagl ging es im Programm weiter. Das geistliche Gedicht hierzu stammt von Dietrich Bonhoeffer, dass dieser in einem Brief an Maria von Wedemeyer aus dem Kellergefängnis des Reichssicherheitshauptamts in Berlin im Dezember 1944 schrieb. Das siebenstrophische Gedicht bezog sich auf seine persönliche Situation, eine gedrückte und ausweglose Situation, da er jederzeit mit seiner Hinrichtung rechnen musste. Obwohl Bonhoeffer den Tod vor Augen hatte, zeugt das Gedicht von einem tiefreligiösen Menschen, dessen Leben von einer großen Hoffnung und Gotteszuversicht geprägt war.

„Mutter aller russischen Städte“

Kiew galt als wichtiger Bildungs- und Industriestandort und bildete darüber hinaus den wichtigsten Verkehrsknotenpunkt des Landes. Aufgrund ihrer historischen Bedeutung als Mittelpunkt der Kiewer Rus trägt die Stadt oft den Beinamen Mutter aller russischen Städte. Das zentrale Stück dieses Kirchenkonzertes bildete daher das Stück „Das große Tor von Kiew“. „Das große Tor von Kiew ist eine musikalische Präsentation dessen, was Mussorgsky auf einer Kunstausstellung in St. Petersburg gesehen hat“, so hierzu die einleitenden Worte von Jürgen Machann. Das Bild bezieht sich auf den zeichnerischen Entwurf Hartmanns für ein Kiewer Stadttor mit Glockenturm und einer kleinen Kirche im Innern und zeigt den Einzug der siegreichen Heere unter Glockengeläut und ist von dem national gesinnten Mussorgsky auch als Symbol des russisch imperialen Anspruchs gesehen worden. Dieser Satz ist ein majestätisches Finale, als eine unschuldige Pracht und Herrlichkeit mit glockenhaft schwingenden Akkorden. In unserer Erinnerung wird es daher immer das Werk eines großen russischen Komponisten bleiben, der Kiew so sehr liebte, dass er seine „Bilder“ damit beschloss.

bei diesem Stück verschmolzen die Orgel – gespielt von Nikolai Ott (Bezirkskantor) und Hauptorchester zu einem eindrucksvollen Klangkörper.

„Standing ovations“

Der lange anhaltende Applaus der Gäste war der Lohn für die vielen Probestunden. Mit der Zugabe „Adagio Nr. 4“ von Franz Watz verabschieden sich die Aktiven des Hauptorchesters von einem begeisterten Publikum. Auch der Moderator Jürgen Machann bedankte sich bei den Zuhörern für deren Besuch und auch wir bedanken uns bei unserem Publikum.

Danke für Ihre Spende

An dieser Stelle möchten wir uns bei allen Konzertbesuchern für die großzügigen Spenden in Höhe von rund 2.500 € bedanken!

Ausblick

Zum Abschluss möchte ich nochmals das Tagblatt zitieren: „…bieten die Mössinger Kirchen eine dankbare Akustik, wünschte man diesem prächtig klangvollen Ensemble auch mal die Reutlinger Stadthalle oder mindestens die Neue Aula in Tübingen als Konzertort…“:

Die Aula der Friedrich-List-Gemeinschaftsschule verwandelt sich in einen Konzertsaal! Wir wollen Sie als unsere Gäste mit einem musikalisch anspruchsvollen Programm erneut begeistern! Lassen Sie sich überraschen!

„So Ehre denn, wem Ehre gebührt“

Zahlreiche langjährige und verdiente aktive und fördernde Mitglieder sollten eigentlich anlässlich der vergangenen beiden Winterfeiern ausgezeichnet werden. Doch leider war dies coronabedingt nicht möglich. Ebenso konnten auch viele Geburtstagsständle anlässlich eines runden Geburtstages in den letzten beiden Jahren nicht gespielt werden. Das fanden wir sehr sehr Schade und daher möchten wir diese Ehrungen in einen besonderen Rahmen setzen.

Denn – jedes einzelne Mitglied ist uns wichtig. In der heutigen Zeit gibt es zwar eine Vielzahl an Freizeitangeboten, aber nichts davon lässt sich mit der Musik vergleichen, weil man damit einfach alles hat. Neben den aktiven Mitgliedern sind es vor allem auch die fördernden Mitglieder, die unseren Musikverein unterstützen. Aber auch das Publikum möchten wir nicht vergessen, denn der Beifall sind wahre Glücksmomente für uns Musiker.

Allen gebührt daher großer Dank, weil sie alle damit einen Großteil dazu beitragen, dass unser Verein sich stets weiterentwickeln und entfalten kann! Seien Sie also alle herzlich eingeladen und genießen Sie das Programm dieser „Ehrungsmatinee“.