Sommerklänge in Bad Sebastiansweiler

Die Tiefenwirkung von Musik auf die Psyche und dem Wohlbefinden ist eine Tatsache, der sich niemand entziehen kann. Wer kennt denn nicht die Tage, an welchen man schon ganz genau weiß, dass jetzt nur noch eine gute Musik helfen kann.

Auch für die Kurgäste und die Bewohner des Pflegeheims gab es am vergangenen Sonntagvormittag – noch vor dem Mittagessen, eine sehr willkommene Abwechslung. Bereits bei der Ankunft empfingen uns erwartungsvolle Zuhörer. „Es ist schön mal wieder diese Tracht zu sehen“, meinte eine ältere Dame. Ihr Mann hatte selbst jahrelang beim Musikverein Betzingen gespielt. Diese Tracht ist der Steinlachtracht sehr ähnlich. Daher wurden die Erinnerungen in ihr wachgerufen und so kam sie auch ins erzählen.

Mit dem Marsch „Pfeffer und Salz“ eröffneten wir unter der Leitung von Sabine Dieter um 10.45 Uhr das sommerliche Platzkonzert vor der Kurklinik.

Viele Gäste und Bewohner hatten sich vor dem Haupteingang der Kurklinik positioniert, um den Darbietungen des Hauptorchesters unter der Leitung von Sabine Dieter beiwohnen zu können. Nach dem Eröffnungsstück „Pfeffer und Salz“ entführten wir die Zuhörer in die Welt der traditionellen Blasmusik – zu einem „Böhmische Traum“ und „Blasmusik macht Freude.

Mit dem Konzertmarsch „Abel Tasman“ konnte man  für kurze Zeit die Corona-Pandemie und ihre Einschränkungen vergessen und sich das quirligen Treiben auf einem Schiff vorstellen, das im holländischen Hafen die Fahrt aufnahm um schließlich Tasmanien zu entdecken.

Nach 20 Minuten wechselten wir zum hinteren Eingang – dem betreuten Wohnen, um auch dort mit traditioneller Blasmusik ein paar schöne Momente zu schenken.

Sehr schnell verging so die Zeit und mit dem Bozener Bergsteigermarsch verabschiedeten wir uns von unserem aufmerksamen Publikum, unter dem wir auch einen sehr bekannten Mössinger entdecken konnten – dabei gab es ein großes „Hallo“. Die Bewohner des Betreuten Wohnens, die Kurgäste und auch das Personal der Kurklinik hat unser kleines Konzert sehr gut gefallen und bedankten sich dafür mit viel Applaus.

Highlights – non stop

Gemeinsam Musik genießen

Als Mitte März so plötzlich alles anders wurde, hatte sich auch das Vereinsleben grundlegend geändert. Die Zeit war aus dem Takt geraten. Dass aber die Musik verbindet wurde gerade jetzt sehr bewusst wahrgenommen. Auch wenn es in den ersten beiden Wochen einem auch mal ganz gut tat ohne große Verpflichtungen zu sein. Es fehlte doch, die Musik und die Möglichkeit, sich regelmäßig zu den gewohnten Proben zu treffen, um gemeinsam neue Werke einzustudieren und an ihrer Interpretation zu feilen. Es fehlte die Musik und die Musikkameraden – was aber genauso fehlte war der Kontakt zum Publikum, bei Konzerten und sonstigen Traditionsveranstaltungen im Jahreslauf.

Zeit der Herausforderung

Von Woche zu Woche wurde es deutlicher, dass sich diese Zeit eher über Monate hinziehen würde. Für unseren Dirigenten sicherlich eine große Herausforderung. Den Probenbetrieb mit Abstand möglich zu machen und dabei noch neue Medien einzusetzen. Danke Simon! Nun möchten wir uns aber auf diesem Wege einmal mit einem besonderen Dankeschön an Tom Dieter wenden – für seinen Einsatz, seine Zeit und die damit verbundenen Mühen in den letzten Monaten seit Beginn der Corona-Pandemie. Er brachte uns das Blasmusikfeeling kurzerhand ein stückweit nach Hause, denn er koordinierte die wöchentlichen Einspielübungen als Wochenmagazin mit unserem Dirigenten und stellte das Notenmaterial für das Platzkonzert über die interne Cloud für uns bereit. Kurzerhand programmierte er sogar ein Registrierungsportal für dieses Platzkonzert auf unserer Homepage, da es notwendig war, dass die Gäste sich bereits im Vorfeld registrieren konnten.

Vorbereitungen

Nach diesen langen Proben- und Auftrittspausen war es nicht einfach direkt mit dem vorherigen Leistungsstand weiter zu machen. Das war klar. Aber es zeigte sich, dass die Wochenmagazine eine gute Vorbereitung auf die ersten Kleingruppenregisterproben und letztendlich auch wieder auf die Gesamtproben waren. Wie sagte unser Simon erst kürzlich: „auch die Corona-Zeit hat uns musikalisch wieder einen Schritt weitergebracht!“, durch diese Abstandsregelungen wurde das eigene Spiel plötzlich viel bewusster wahrgenommen. Unweigerlich hörte man dabei auf den Zusammenklang. Eine gute Vorbereitung auch für das Spiel unter freiem Himmel.

Es geht dem ersten Auftritt entgegen

Mit dem in Kraft treten der aktualisierten Verordnung der Landesregierung von Baden-Württemberg zum 1. Juli Veranstaltungen wurden Veranstaltungen bis zu 250 Personen möglich. Wie sehr uns diese Nachricht freute ist unbeschreiblich und die Planungen begannen. Ein einstündiges Programm unter dem Motto „Highlights – non stop“ wurde sehr gezielt von unserem musikalischen Leiter zusammengestellt. Dieses Programm und ein dazugehöriges Hygienekonzept für den Sportplatz bei der Langgass-Schule wurden schließlich bei der Stadtverwaltung Mössingen zur Genehmigung vorgelegt. Für die schnelle Bearbeitung – innerhalb von zwei Tagen hatten wir diese vorliegen, bedanken wir uns sehr. Viel Zeit blieb uns aber nicht mehr, um dieses Platzkonzert zu anzukündigen. Gerade mal zwei Wochen.

Danke auch der Spvgg für die zur Verfügungstellung des Sportplatzes. Auch, dass extra Trainingseinheiten für unsere notwendige Generalprobe am vergangenen Freitagabend verlegt wurden. Diese Generalprobe war uns zudem sehr wichtig, um ein Klanggefühl zu erhalten. Es ist nämlich so, dass der Klang unter freiem Himmel im wahrsten Sinne des Wortes in alle Richtungen getragen wird und es ist schwierig für den einzelnen Musiker die anderen zu hören. Daher sind wir sehr dankbar, dass uns die Stadtverwaltung Mössingen nicht nur die Genehmigung für das Konzert erteilte, sondern sogar Bauzäune als Schallschutz zur Verfügung stellte.

Der große Tag

Nachdem alles bedacht war, konnte der Musikverein gut gerüstet zu der ersten öffentlichen Konzertveranstaltung in diesem Jahr einladen. Ein besonderer Augenblick!

Noch sind die Stühle leer. Aber alles scheint zu stimmen und trotzdem richteten sich immer wieder einige besorgte Blicke gen Himmel. „Ob das Wetter halten würde?“

Zur angegebenen Einlasszeit kamen die Besucher auf das Festgelände. Mit der Platznummer folgten sie den Markierungen bis zu ihrem zugewiesenen Platz und machten es sich mit kühlen Getränken bequem.

Mit flotter Marschmusik marschierte das Hauptorchester unter der musikalischen Leitung von Simon Löffelmann auf den Platz ein. Der Vorhang für die musikalischen Artisten auf der Bühne wurde geöffnet.

Nach der Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden Peter Anderlitschka eröffneten wir mit dem schönen Marsch „die Sonne geht auf“ von Rudi Fischer den Konzertabend. Dabei schien es als würde während des Spiels tatsächlich die Sonne hinter den Wolken hervortreten. Es folgte die Polka „Mein bester Freund“ und der Walzer „Mitten ins Herz“. Von der mährischen Polka inspirieren ließ sich Kurt Gäble mit der lebhaft fröhlichen Schnellpolka „Blasmusik macht Freude“ die als nächstes auf dem Programm stand.

Durch das Programm führte sehr souverän Jürgen Machann.

„Back to the roots“ – an das Jahr der Gründung des Musikvereins erinnerten wir mit dem „Einzug der Gladiatoren“, einem Triumphmarsch aus der Feder von Julius Fučik. Noch ein weiterer Titel sollte an die Anfangszeiten des Vereins zurückblicken. An die „Goldenen 20er Jahre“. Anfang der 1930er blühte der Verein auf. Die „Selection from the Comedian Harmonists“ arrangiert von Vlad Kabec, erinnerten mit „Mein kleiner grüner Kaktus“ und „Veronika der Lenz ist da“ an diese unbeschwerte Zeit.

Eine Hommage an den deutschsprachigen Komponisten, Pianisten und Sänger Udo Jürgens (1934 bis 2014) war das Medley seiner bekanntesten Lieder in einem Arrangement von Kurt Gäble. „Musik aus einer Zeit, die noch nicht im mp3-Format heruntergeladen werden konnte“, so unser Moderator Jürgen Machann.

Viele Erinnerungen an frühere Schlagerhitparaden wurden bei den Besuchern mit Liederausschnitten von „Aber bitte mit Sahne“, „Griechischer Wein“, „Merci Cherie“ und „17 Jahr blondes Haar“ geweckt.

Mit dem Stück „Rocky on Broadway from the Broadway Show“ wurden die Boxhandschuhe geschnürt. Denn wer kennt ihn nicht den Mythos Rocky. Ergreifend, mitreißend, liebevoll und kämpferisch – das ist Rocky und das nun gespielte Medley enthielt einige der eingängigsten Melodien wie „Eye of the Tiger“ des Musicals „Rocky“, basierend auf der berühmten Boxer-Filmreihe. Das Konzertwerk „El Cumbanchero“ von Raphael Hernandez brachte schließlich mexikanisches Flair auf den Sportplatz. „El Cumbanchero“ heißt übersetzt des „Feierbiest“ und ist eine Aufforderung zum Feiern. Dabei wurden sowohl Musiker wie auch Zuhörer von den hinreißenden Rhythmen getragen, die von der Percussion- und Schlagzeuggruppe ausgingen, sowie dem Ruf: „El Cumbanchero“ durch Simon Löffelmann. Das Saxophonregister übernahm die Melodieführung und das Querflötenregister glänzte mit exzellent gespielten Solis.

Nicht ohne Zugaben ließ uns das Publikum dieses Konzert beenden. Wie das Tagblatt so schön schreibt „es konnte die Zugabe mit Musik ist Trumpf nicht treffender für diesen gelungen Abend sein“. So ging der Konzertabend mit der Titelmelodie der Samstagabendshow von Peter Frankenfeld sowie dem schwungvollen Marsch „Kaiserin Sissi“, von Timo Dellweg seinem Ende entgegen.

Doch nicht ohne Dank!

Ein solcher Konzertabend ist nämlich nicht möglich ohne die tatkräftige Unterstützung von allen Musikerinnen und Musikern. Wir bedanken uns aber auch ganz herzlich bei unserem Publikum. Ebenso möchten wir uns bei Jürgen Machann für die hervorragende Moderation, für die gelungene und gut abgestimmte Technik bei Tom Dieter bedanken. Bei der Stadtverwaltung Mössingen für Genehmigung und bei der Spvgg für die Bereitstellung des Platzes. Außerdem ein Dank an alle, die sich vor, während und nach dem Konzert in irgendeiner Weise eingebracht und so diesen besonderen Abend ermöglicht hatten.

Im Anschluss an dieses schöne Konzert und dem Aufräumen saßen die Aktiven noch lange in gemütlicher Runde an der Halle zusammen und ließen den schönen Abend nochmals Revue passieren. Es war ein Konzertabend, an den man noch lange zurück denken wird.

… endlich wieder proben

Nach 15 Wochen der Zwangspause können wir endlich wieder gemeinsam proben. Allerdings nicht im Gemeindezentrum Don Bosco, sondern in der Halle beim Brauhaus Fischer. Voraussetzungen hierfür waren, dass ein Konzept vorlag, indem klare Hygiene- und Abstandsregelungen definiert sind. Wir müssen zweieinhalb Meter Abstand vom Dirigent zur ersten Reihe halten, bei jeder weiteren Reihe zwei Meter. Die Stühle sind dabei die Abstandsmarken. Der vorgegebene Rahmen ist sehr fordernd, aber wir freuen uns alle, dass es endlich wieder losgeht. Die Freude über diese erste gemeinsame Probe konnte man jedem ansehen.

Blick in die Halle: Auch beim Jugendorchesters MusicKids laufen die Proben wieder.

Familiäre Atmosphäre

Dass wir jetzt endlich wieder proben können, haben wir vor allem der Familie Fischer zu verdanken“. Dieser Familie gilt unser besonderer Dank. Bereits beim Betreten des Brauereigeländes ist man wie in einer anderen Welt. Für unseren Simon ging dabei ein Traum in Erfüllung. Neben dem heimeligen Flair des Anwesens, steigt einem der Geruch des Bieres förmlich in die Nase. Man fühlt sich wohl und das Schöne ist – die Familie Fischer ist an den Dienstagsproben immer als Zuhörer mit dabei. Musik verbindet, das wird hierbei wieder sehr bewusst wahrgenommen. Gerne denken wir dabei an die vielen schönen Auftritte im Brauhaus zurück und freuen uns jetzt schon sehr auf die nächste sich bietende Gelegenheit eines öffentlichen Auftrittes im Brauhaus Mössingen oder in der Gasthausbrauerei Neckarmüller in Tübingen.

Mössinger Bier

Um beim Bier noch ein wenig zu verweilen, ein paar Worte zu den Brauereien, die zwischen 1899 und 1939 dafür sorgten, dass der wohlschmeckende Trank bei den Veranstaltungen des Musikvereins in Mössingen nicht ausging. Bei den Preisverhandlungen wurde stets zwischen der Betzinger Treyz Brauerei und der St. Luzen-Brauerei in Hechingen verglichen. Das beste Preisleistungsverhältnis hatte dabei in der Regel die St. Luzen-Brauerei, die noch zusätzlich kostenlos Bierkrüge und Biertische stellte.

Was vielleicht nicht viele wissen: Im Kloster St. Luzen begann im 15. Jahrhundert die Geschichte des Stuttgarter Hofbräus, als die Franziskanermönche von Graf Eitel Friedrich die Erlaubnis erhielten, Bier zu brauen. 1728 erhielten sie eine offizielle „Braugerechtigkeit“. Als im Zuge der Säkularisation das Kloster St. Luzen aufgehoben wurde, ging die Brauerei an das Fürstenhaus über. 1877 wurde das Brauhaus mit der Stuttgarter Brauerei „Englischer Garten“ zusammengeschlossen. Von da an nannte man sich „Württembergisch-Hohenzollerische Brauereigesellschaft“ und war offizieller Lieferant des königlichen Hofes. 1925 kam die Stuttgarter Brauereigesellschaft Rettenmeyer Tivoli AG mit dem heutigen Sitz in der Böblinger Straße dazu und zehn Jahre später gab sich dieser Zusammenschluss den Namen Stuttgarter Hofbräu.

Mit diesem Zusammenschluss und der Namensänderung in Stuttgarter Hofbräu endete 1935 auch die Nennung des St. Luzen-Bieres in den Protokollen des Musikvereins. Die Lindenbrauerei Bodelshausen kam nun erstmalig zum Zug, wurde aber bereits 1939 zum 40. Jubiläum durch Heiner Fischer, abgelöst. Mit dem Kauf der stillgelegten Kronenbrauerei 1938 ließ Heiner Fischer damals eine 200-jährige Brautradition in Mössingen wieder aufleben.

Gartenkonzert vor dem „Haus an der Steinlach“

Nach dreieinhalb Monaten coronabedingter Pause ohne Proben und Auftritte trafen sich die Aktiven des Hauptorchesters vergangenen Sonntag erstmals wieder zu einem gemeinsamen Auftritt. Die Wiedersehensfreude war auch allen anzusehen: „Es war schön, mal wieder alle zu sehen und zusammen Musik machen zu können“. Dabei war die Stimmung schon eine besondere.

Eine willkommene Abwechslung fand für die Bewohner der Seniorenwohnanlage im „Haus an der Steinlach“ am vergangenen Sonntag statt.

Auf dem Gelände des Seniorenheimes, dass über einen schönen Hinterhof verfügt, nahmen wir mit den entsprechenden Abständen untereinander Aufstellung.

Zu den Hygieneregelungen, die Corona mit sich bringt, gehört auch der sogenannten Ploppschutz (Überzug) für Blechbläser, der über die Schalltrichter gespannt werden muss.

Währenddessen nahmen die Bewohner des Seniorenwohnheimes auf den Balkonen und hinter den Fenstern auf Stühlen, Rollstühlen oder Rollatoren Platz, um den Darbietungen des Hauptorchesters unter der Stabführung von Simon Löffelmann aufmerksam zu lauschen. Kaum war das Geläut der nahe gelegenen Peter und Paulskirche verklungen, begannen wir unser Programm mit einem Adagio von Franz Watz. Danach folgten einige Schmankerl der traditionellen Blasmusik. Dabei durfte der Walzer „Mitten ins Herz“ aus der Feder von Toni Scholl ebenso wenig fehlen wie die Polka „Mein bester Freund“ von Mathias Rauch. Viele Bewohner wippten dabei begeistert mit.

Auch unsere kleinen Gäste hatten ihren Spaß dabei!

Wie die Zeit verging! Leider war die halbe Stunde Konzertzeit viel zu schnell vorüber. Mit dem Medley von Udo Jürgens verabschiedeten wir uns schließlich von unserem Publikum. Für die großartige Unterhaltung gab es von den Bewohnern, dem Personal des Hauses sowie von den Gästen, großen Applaus.